Marcel Reich-Ranicki hält Vorträge in China.
Adrian Hsia : Als Reich-Ranicki die Grosse Mauer sah, erinnerte diese ihn ausschliesslich an die Berliner Mauer und die Mauer des Jugendghettos in Warschau, historische Gebäude wirken auf ihn wie Bühnendekorationen in Turandot, und der Himmelstempel gehörte – seiner Meinung nach – schlicht ins Disneyland. Das historische China ist für ihn identisch mit der Chinoiserie, die ihn offensichtlich irritierte. Zum zeitgenössischen China hatte er eine vergleichbar ähnliche Haltung. Sein Motto war : "Wer glauben will, glaubt immer weiter". Er glaubte also nichts, was er hörte und sah, das seinen mitgebrachten Klischees widersprach. Es war fast eine Erleichterung, als er doch etwas Positives feststellen konnte : Als er die Radler-Massen in Shanghai sah, fand er den Stereotyp der blauen Ameisen bestätigt. Anscheinend verkörpert Reich-Ranicki den Eurozentrismus, der alles Fremde automatisch als unwahr und lächerlich entlarvt
Literature : Occident : Germany