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Francke, August Hermann (1)

(Lübeck 1663-1727 Halle/Saale) : Evangelischer Theologe

Subjects

Index of Names : Occident / Religion : Christianity

Chronology Entries (1)

# Year Text Linked Data
1 1721-1726 Kontroverse zwischen Christian Wolff und den Pietisten in Halle.
Julia Ching / Michael Albrecht : Christian Thomasius glaubt an die göttliche Erleuchtung als Quelle der Wahrheit und pflegt enge Beziehungen zu den Pietisten, bis er 1699 August Hermann Franckes Volkserziehungsbewegung kritisiert. Francke setzt sich darauf dafür ein, dass Friedrich Wilhelm I. Thomasius per Dekret von 1714 zum Schweigen bringt und sich seine Lehrerlaubnis nur noch auf das Gebiet des Rechts beschränkt. Dieser Sieg bestärkt die Pietisten, auch gegen Christian Wolff vorzugehen, den sie für einen Rationalisten und für eine Bedrohung ihres Fideismus halten. Wolff muss sein Amt als Prorektor der Universität Halle ablegen und Joachim Lange wird sein Nachfolger. Mit seiner Rede Oratio de Sinarum philosophica practica provoziert Wolff seine Gegner, die der Meinung sind, dass ein derartiges Denksystem die Fundamente der christlichen Theologie, sogar den Glauben an Gott untergrabe. Denn warum sollte noch irgendwo irgend jemand an seinen Glauben an Gott, an Christus und an die Kirche festhalten, wenn es doch um die Heiden und Atheisten so gut steht, wie Wolff es behauptet. Francke, der vergeblich eine Abschrift des Manuskripts von Wolff verlangt, trägt die Beschwerde der Pietisten König Friedrich Wilhelm I. vor. Dieser entschliesst sich 1723, Wolff zu verbannen. Innerhalb von 48 Stunden müsse er, bei Todesstrafe, das Land verlassen. Aus den Worten des Königs geht hervor, dass ihm das religiöse Wohlergehen seiner Untertanen am Herzen liegt : "Ich habe das nit wuhst, das der Wulf so gotlose ist, das ihm aber mein Dage nit in meinem Lande statuiren lasse. So ich aber nits weis, so ist es nit meine Schuldt". Wolff wird 1723 Professor an der Universität Marburg.
Die Kontroverse zwischen Wolff und den Pietisten hat ihm in katholischen Kreisen viel Sympathie und Aufmerksamkeit eingetragen, so dass seine Vorlesung 1722 in Rom von der Inquisition veröffentlicht wird, dann noch 1925 in derselben Version von den Jesuiten in Trévous, die sie mit eigenen Anmerkungen versehen. Wolff ist erzürnt und bringt 1726 seine eigene, endgültige Fassung mit 216 Anmerkungen heraus [ID D1812]. Im Vorwort erklärt er : "Diese Rede veröffentliche ich nun deswegen, weil ein Dunkelmann ohne mein Wissen und gegen meinen Willen eine Abschrift, die nicht genau genug ist, veröffentlich hat, wobei er seine Leichtfertigkeit auch dadurch verrät, dass er vorgibt, die Rede sei in Rom mit Prüfung und Druckerlaubnis des heiligen Inquisitions-Offiziums 1722 gedruckt worden und in Trévoux mit Einverständnis der Gesellschaft Jesu bei Jean Boudot, dem rechtmässigen Königlichen und der Königlichen Akademie der Wissenschaften Buchdrucker 1725 wieder aufgelegt worden".
  • Document: Wolff, Christian. Oratio de Sinarum philosophia practica = Rede über die praktische Philosophie der Chinesen : Lateinisch-Deutsch. Übers., eingel. und hrsg. von Michael Albrecht. (Hamburg : F. Meiner, 1985).
    https://catalog.hathitrust.org/Record/006753190. [Limited search]. S. IL-LIII. (Alb1, Publication)
  • Document: Ching, Julia. China und die Autonomie der Moral : der Fall des Christian Wolff (1679-1754). In : Gegenentwürfe : 24 Lebensläufe für eine andere Theologie. Hrsg. von Hermann Häring und Karl-Josef Kuschel. (München : Piper, 1988). (WolC1, Publication)
  • Person: Lange, Joachim
  • Person: Thomasius, Christian
  • Person: Wolff, Christian